Willem und Sijna van Wouwen
Ein Dörfchen der Gemütlichkeit
Der Vogel in Deifeld fällt – und es herrscht Stille. Verdutzt schauen sich die Besucher an. „Wer ist denn dieser Mann?“ Ja, wer ist dieser Mann, der plötzlich König ist in unserem Dorf? Wir haben uns mit Willem und Sijna van Wouwen zusammengesetzt, um mehr zu erfahren über unsere holländischen Majestäten. „Schieß doch auch mal“ – Sijna hatte nicht geahnt, was sie damit bei ihrem Mann auslöst. 45 Jahre ist es her, dass Willem den letzten Schuss abgeben hat, damals beim Militär.
„Wenn ich schieße, muss ich den Vogel auch abmachen!“
Mit diesen Worten ging der heute 67-Jährige dann unter die Vogelstange. Gesagt, getan! Beim 138. Schuss fiel der Vogel, natürlich bei Willem. War es von langer Hand geplant? „Nein, absolut nicht. Ich habe mir erst in diesem Jahr die Uniform gekauft und bin zum allerersten Mal mitmarschiert. Vor 7 Jahren erzählte mir Hubertus von Schützenfest. Schützenfest? Das kenne ich nicht. In Holland kenne ich nur Karneval. Das erste Mal als ich dann da war, mit der Musik, ich dachte nur: Wow! Das ist schön! Das ist gemütlich!“
Damals war er in normaler Kleidung beim Fest. In diesem Jahr wollte Willem dann alles mitmachen. Uniform und Fahne waren schnell besorgt. Schon beim Kranzwickeln am Donnerstag in der Schützenhalle waren die beiden Niederländer mit Begeisterung dabei. Die ersten Einheimischen tuschelten, wer wohl diese beide „Fremden“ sind. Spätestens am Schützenfestmontag wurden aus Fremden Freunde. Zwar war die Überraschung bei den Deifeldern zunächst groß, doch Willem ist im Verein und er hat von Anfang an mitgeschossen.
Und wie wir Deifelder nun mal so sind: schnell stellten wir von Überraschung auf Freude um. So konnten Willem und Sijna, die übrigens „Zeina“ ausgesprochen wird, als neues Königspaar einen ganz besonderen Moment erleben:
„Der Moment, als sie mich auf Schultern in die Halle getragen haben, war wunderschön“ schwärmt Willem noch immer.
Liebe auf den ersten Blick
Ins Schwärmen geraten er und seine 65-jährige Frau auch, wenn sie von Deifeld sprechen. Früher fuhren sie mit dem Wohnwagen in den Urlaub, verbrachten viel Zeit in Österreich. Doch Sijna hatte die Nase voll vom vielen umherfahren. Vor 8 Jahren entschieden sie, sich sich einen festen Stellplatz zu suchen. „Ich stand kurz vor der Rente, und wir waren schon mal im Sauerland gewesen. Kurzum nahmen wir uns ein Zimmer in Lauras Landhaus und schauten uns um. Viele Campingplätze vergeben keine Plätze für den Winter. Wir wollten aber zu jeder Jahreszeit herkommen können. Dann trafen wir Hubertus.
Er zeigte uns den Platz, und es war Liebe auf den ersten Blick!“ Damit meint Willem nicht nur den Stellplatz, sondern das ganze Drumherum: Hubertus, die sanitären Anlagen, und nicht zuletzt das ganze Dorf. Hier passte einfach alles. Als sie dann auch noch die Chance bekamen, von anderen Holländern das Mobilheim zu kaufen, in dem sie jetzt leben, griffen sie ohne zu zögern zu. Seitdem pendeln sie zwischen Deifeld und ihrer Heimat Genderen, einem Dorf mit 1700 Einwohnern mitten in Holland. Sie genießen es, mal hier und mal dort zu sein.
„In den Niederlanden sind unsere 3 Kinder und 5 Enkel. Die wollen wir natürlich sehen.“ Die Fahrt in die Heimat dürfen sie nie mit leeren Händen antreten. „Wir wollen eine Wurst von Theo!“ fordern die Enkelkinder stets. Anfang Juli kehrten sie dann aber nicht nur mit Wurst von Theo zurück, sondern mit dem Titel des Königspaares. Was haben eure Kinder dazu gesagt?
„Cool! … Sie wissen eben nicht, was Schützenfest ist“, grinst Willem. Als junger Mann wusste er das auch nicht. Damals diente Willem beim Royal Dutch Marine Corps. Danach schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch bis er einen Job auf einer Shell Bohrplattform antrat. „2 Wochen am Stück war ich dort, dann wieder 2 Wochen zuhause. Sijna war leider viel allein mit den Kindern.“ Doch Sijna widerspricht ihm: „Unsere Kinder haben diese Zeit nie als negativ empfunden. Denn wenn ihr Papa zuhause war, dann hatte er viel Zeit für sie.“ 45 Jahre arbeitete ihr Mann auf der Bohrplattform, arbeitete sich dabei stetig in der Hierarchie nach oben. Er studierte nebenberuflich und wurde schließlich Bohrmeister. Mit 60 Jahren konnte er schließlich in Rente. Jetzt ist Zeit für Wandern und Fahrrad fahren, und das natürlich am Liebsten im Sauerland.
Sie suchten Ruhe und fanden Schützenfest
Ruhe, schöne Aussicht und Berge – deshalb kamen Sijna und Willem vor 8 Jahren nach Deifeld. Gefunden haben sie weit mehr als das.
„Das Sauerland, und speziell Deifeld ist einfach so gemütlich!“
Gemütlichkeit, dieses Wort fällt während unseres Gesprächs immer wieder. Gemeint ist es nicht nur im wortwörtlichen Sinne. Es sind die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit, die Traditionen, die alle in diesem Wort stecken. Und diese Gemütlichkeit versprühen auch die beiden „Neu-Deifelder“. In ihrem Mobilheim steht die Königskette gut sichtbar auf einem Schrank, davor ein Foto des Königspaares. Das überdimensionale Veltins-Glas teilt sich seinen Platz mit einem Buch über das Schützenwesen im Sauerland: „Schützenfest, Woll“
Die beiden nehmen ihre Aufgabe ernst, und beschäftigen sich mit der Tradition des Schützenfestes. „Willem ist der Emotionale von uns, besonders was das Schützenfest betrifft“, schmunzelt Sijna.
„Ich mach das eben mit.“ Aber ein wenig Spaß macht es ihr natürlich auch. „Oh besonders das schöne Kleid zu tragen, das war sehr schön“, schwärmt sie.
Das schöne Kleid kann sie auch am kommenden Wochenende in Medelon wieder anziehen. Und Willem wäre nicht Willem, wenn er sich nicht auch für das Stadtschützenfest einiges vorgenommen hätte:
„Ich geh durch bis zum Ende!“
Deifeld hat noch nie den Stadtschützenkönig gestellt, vielleicht ändert sich das ja jetzt. „Wir probieren das dieses Jahr“, lächelt Sijna. Sijna und Willem, wir wünschen dir Willem für das Stadtschützenschießen viel Erfolg und euch weiterhin ein wunderbares Königsjahr in Deifeld!